Start - Blog - Wohnen in Nachbarschaften

Wohnen in Nachbarschaften

Recht auf Wohnungsversorgung

Das Dach über dem Kopf mit den vier Wänden ist ein wichtiger Schutzraum für Familien mit und ohne Kinder, für Einzelpersonen und selbst gewählte Wohngemeinschaften – sichert die Privatsphäre und man hat Raum, um „sein Leben zuleben“. Aber reicht das??

Auf gute Nachbarschaft

Eine solide Wohnung zu haben jedoch ist das eine – eine gute Nachbarschaft das andere! Beides muss stimmen. Allerdings kann man seine Nachbarschaft – insbesondere als Mieter in einem Mehrfamilienhaus oder einer Großsiedlung – nicht so einfach aussuchen. Hier muss das Zusammenleben - das „Wohnen in Nachbarschaft“- aktiv angepackt werden. Das fängt in der Hausgemeinschaft an und setzt sich mit den Leuten um die Ecke fort. Wenn’s da nicht klappt, ist man schnell allein – es geht um das Gespräch bzw die kleinen Hilfen „von Tür zu Tür“ und „über die Gass“.

Nachbarschaftliches Miteinander und gegenseitige Aufmerksamkeit ist oft der Schlüssel für einen gelingenden Alltag – kann aber auch zum Problem werden. Je dichter, heterogener und anonymer die Lebenssituationen sind, desto wichtiger ist es, den sozialen Zusammenhalt im Quartier in den Blick zu nehmen.

Gemeinwesenarbeit, Quartiermanagement und Orte der Begegnung vor Ort

In Gießen gibt es eine lange Tradition sich um gute Nachbarschaften zu kümmern. In den Stadtteilen und Quartieren gibt es vielfältige Orte der Begegnung – Stadtteilzentren - oft durch unterschiedliche Vereine Träger Kirchen und Glaubensgemeinschaft gestaltet. Schulen und Kitas bieten Orte für Nachbarschaften und sind oft Treffpunkt für Familien. All dies erfolgt mit Unterstützung und zum Teil Förderung der Kommune. Ziel dabei ist dassinterkulturelle und Zielgruppen übergreifende „Mitmachräume“ entstehen bzw. erschlossen werden.

Aufbauend auf den Erfahrungen mit Gemeinwesenarbeit in Margaretenhütte Gummiinsel und Eulenkopf sind Quartiersmanager:innen- Teams in West- und Nordstadt sowie im Ostviertel aufgebaut worden, die in Stadtteilbüros bzw. Zentren eng mit den Nachbarschaften verbunden sind. Sie kümmern sich Vor-Ort um Begegnung, Vernetzung und Mitbestimmung.

Beteiligung im Quartier, Mietermitbestimmung und „Runde Tische“

Insbesondere für die Gießener Siedlungen in der West-, Nord- u Oststadt, die eine wichtige Bedeutung bei der Wohnungsversorgung für untere und mittlere Einkommensgruppen haben und hatten, sind gute Nachbarschaften und die Möglichkeit der Mitgestaltung und Beteiligung an der Zukunft ihrer Quartiere wichtig. Runde Tische und Quartiersgremien formulieren die Anliegen aus den Quartieren, tragen sie in die Öffentlichkeit und platzieren sie bei Politik und Verwaltung.

Der über Jahrzehnte praktizierte Ansatz der Mietermitbestimmung bei der stadteigenen Wohnbau Gießen GmbH erzielt bundesweite Aufmerksamkeit und schafft der verfassten Mieterschaft Zugänge zu Unternehmensentscheidungen bis auf die Ebene des Aufsichtsrates. 

Stabile Netzwerke im Quartier und belastbare Kooperationspartnerschaften

Die über 20 Jahre bewährten Erfahrungen mit dem Gießener Weg der „Sozialen Stadt“ hat in den Siedlungen ein gutes Klima unter den Quartiers-Akteuren geschafften. Vor Ort kennt mansich und arbeitet vertrauensvoll zusammen – eine stabile Grundlage für Netzwerkarbeit und belastbare Kooperationen auch unter den verschiedenen Trägern ist gegeben. Es entstehen Synergien und Verbundstrukturen, die unnötige Reibungsverluste verhindern.

Verlässliche Budgets für zukunftsgerechte Wohn- und Infrastruktur

Es muss weiterhin gelingen, dass die Planungen und Vorhaben, die in Stadtteilentwicklungskonzepten formuliert sind, auch umgesetzt werden können. Oft war viel Nachdruck und „langer Atem“ gefordert, um voranzukommen.

Gut war - und so muss es bleiben, dass Geld in die Hand genommen werden konnte und dass es Gießener Politik war und ist, Bundes-, Landes- und auch EU-Mittel in die Quartiere zu lenken und die notwendigen kommunalen Anteile zu leisten. 

Integration und sozialer Zusammenhalt

Spätestens Corona hat gezeigt, dass es wichtig ist, auf Zusammenhalt in Nachbarschaften setzen zu können. Gelebte Solidarität und das Streben nach Integration unterschiedlicher Interessen und sozialer Lebenswelten im lokalen Gemeinwesen ist ein wesentlicher Schlüssel für das Gelingen des Wohnens in Nachbarschaften.